Es ist der Albtraum vieler Studierender – und vielleicht auch deiner: Das unbeabsichtigte Plagiat. Beim Durchlesen deiner Arbeit fragst du dich vielleicht: „Ist diese Paraphrase möglicherweise schon zu nah am Original?“ oder „Welche Formulierungen gehören zur allgemeinen Wissenschaftssprache? Und welche sind so spezifisch, dass sie als Zitat gekennzeichnet werden müssen?“.
Diese Fragen sicher zu beantworten, erfordert Übung und Erfahrung. Und es erfordert das Verständnis, dass Wissenschaft nun einmal diskursiv verläuft. Genau deswegen braucht es Klarheit: Was stammt von dir? Was stammt von einer anderen Autorin?
Im Folgenden geht es darum, was du tun kannst, um ein unbeabsichtigtes Plagiat in deiner Bachelor- oder Masterarbeit zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
1. Wissenschaft ist ein Diskurs
Warum wird auf das korrekte Zitieren eigentlich so viel Wert gelegt?
In meinem Coaching erkläre ich das manchmal so: Wissenschaft ist wie ein Gespräch, das schriftlich und über einen langen Zeitraum hinweg geführt wird. Dabei bezieht man sich – und das ist letztlich auch der Sinn des Zitierens – selbstverständlich auf das, was zuvor von anderen gedacht und gesagt worden ist. Sonst wäre es ja kein Gespräch.
Und dieses Rückbeziehen explizit zu kennzeichnen, das gebietet einfach die wissenschaftliche Redlichkeit. Durch Quellenangaben wirkst du mit deiner Bachelor- oder Masterarbeit also an diesem Gespräch mit.
Kleine Randnotiz: Durch KI hat die Frage, was ein Plagiat ist (und wie es sich vermeiden lässt), nochmal einen neuen Dreh bekommen. Aber das ist ein anderes Thema, über das ich bald mal schreiben werde. Hier geht es erstmal darum, was du tun kannst, um jenseits von KI-Nutzung eine Bachelor- oder Masterarbeit zu schreiben, bei der du keine Angst vor Plagiaten haben musst.
2. Keine universellen Regeln
Was als Plagiat bewertet wird und was nicht, unterliegt keinen einfachen, universellen Regeln. Jede Fachrichtung hat ihre eigenen Konventionen. Und das macht es nicht gerade leichter.
Mache dich also mit diesen Konventionen vertraut. Schau dir den Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten deiner Fakultät oder deines Instituts genau an. Nach welchem System sollst du Zitieren? Welche Abweichungen sind dort vielleicht beschrieben?
Was dir auf jeden Fall helfen kann, ist wissenschaftliche Texte zu lesen. Viele davon. Dadurch kannst du lernen, wie andere in ihren Texten bestimmte sprachliche Mittel einsetzen. Je mehr du also schreibst und liest, desto leichter fällt es dir, diese sprachlichen Mittel selbst anzuwenden.
3. Sprachliche Abgrenzung
Selbst wenn du genau weißt, wie die Regeln zum korrekten Zitieren angewendet werden, kann es schwierig sein, deine eigenen Gedanken sprachlich klar von denen anderer Autor:innen abzugrenzen.
Und das ist ja auch kein Wunder: Bevor du zu schreiben anfängst, hast du viel gelesen und dabei eine Menge unterschiedlicher Ideen aufgeschnappt. Da kann es schwierig sein, die eigenen Gedanken klar von den aufgeschnappten Ideen zu unterscheiden oder zu rekonstruieren, wer genau Urheber:in dieser einen Idee ist.
Mach also am besten schon beim Lesen nachvollziehbar und gründlich Notizen. Wenn du dann deinen Text schreibst, kannst du durch einen Kommentar oder in Klammern im Text notieren, aus welcher Quelle der Gedanke stammt, den du gerade verarbeitest. Diese Verweise kannst du dann später in die richtige Form bringen oder löschen.
Sprachliche Mittel, die du nutzen kannst:
- Konjunktiv: Nutze den Konjunktiv, wenn du fremde Aussagen darstellst und dabei eine gewisse Distanz wahren möchtest. Konjunktiv I („Smith behauptet, die Ergebnisse seien eindeutig.“) eignet sich für eine neutral-distanzierte Wiedergabe. Konjunktiv II („Smith behauptet, die Ergebnisse wären eindeutig.“) wird genutzt, um Zweifel oder Hypothetisches anzudeuten.
- Direkte Nennung der Autor:innen: Besonders bei wichtigen oder kontroversen Positionen macht es Sinn, die Autor*innen explizit zu erwähnen. So rahmst du den wiedergegebenen Inhalt sprachlich, also z.B. durch Formulierungen wie „Laut der Studie von X“.
‚ - Verwendung von „ich“: Ja, ich weiß, das iost ein heikler Punkt. Manche Betreuende sind der Meinung, die Ich-Form habe in weissenschaftlichen texten nichts verloren, andere haben kein Problem damit. Ich finde, in manchen Fächern kannst du „ich“ nutzen, um deine eigene Position klar von den Argumenten anderer abzugrenzen. Am besten klärst du das mit deiner Betreuung ab.
Manchmal geht es aber nicht nur um sprachliche Mittel oder Techniken. Die Wurzel des Problems liegt möglicherweise tiefer.
4. Erst verstehen, dann paraphrasieren
Ein häufiger Grund für unbeabsichtigte Plagiate ist nämlich, dass der Text einfach nicht sicher verstanden wurde. Dann fühlt man sich unsicher. Und genau dann ist die Versuchung groß, zu wörtlichen Zitaten zu greifen oder nachlässig zu paraphrasieren.
Wenn du Texte nicht sicher verstehst, hilft auch hier nur: Üben. Lesen, nochmal lesen, den Inhalt erarbeiten, anderen erklären. Beim Lesen wissenschaftlicher Texte kannst du auch darauf achten, wie diese Autor:innen Zitate und Paraphrasen verwenden. Und dann übe selbst, das Gelesene in eigenen Worten und kompakt wiederzugeben, ohne die Struktur oder den genauen Wortlaut des Originals zu übernehmen.
Mit der Zeit wirst du sicherer und kannst besser beurteilen, wann deine Paraphrase zu nah am Original ist und wann du besser ein wörtliches Zitat verwendest.
5. Worauf Betreuende achten
Plagiate bzw. nicht markierte textuelle Übereinstimmungen zu erkennen, ist eine wichtige Aufgabe bei der Beurteilung studentischer Arbeiten. Auf welche Hinweise achten Betreuende? Und wann handelt es sich um einen Fehler oder eine Nachlässigkeit, und wann kann man von Betrugsabsicht sprechen, was in der Regel prüfungsrechtlich als Plagiat bewertet wird?
Betreuende werden ziemlich sicher genauer hinsehen und überprüfen, ob eine textuelle Übereinstimmung ohne Kennzeichnung vorliegt, wenn zum Beispiel Formulierungen, Argumentationen oder die Auswahl von Zitaten und Ergebnissen ihnen auffällig bekannt vorkommen (ohne dass in deinem Text Quellen genannt werden). Dann kann es sein, dass sie die Textstellen mit der bekannten Forschungsliteratur abgleichen oder eine Plagiatssoftware nutzen.
Auch Brüche im Text lassen deine Betreuungsperson aufhorchen: Die Art des Formulierens in einer Passage unterscheidet sich stark von anderen, plötzlich taucht eine andere Zitationsart oder es wird sogar eine andere Schriftart verwendet. Wer würde da nicht stutzig werden?
6. So kannst du Plagiate vermeiden
Wenn du also die Wahrscheinlichkeit unbeabsichtigter Plagiate mindern willst,
- Lies viel wissenschaftliche Literatur – und halte nachvollziehbar fest, welchen Gedanken du bei wem liest.
- Bemühe ich um ein breites und gutes Verständnis des wissenschaftlichen Diskurses.
- Grenze eigene und fremde Gedanken sprachlich klar ab.
- Achte auf sorgfältiges Zitieren.
- Verwende sprachliche Mittel, um fremde und eigene Gedanken abzugrenzen.
- Nutze ein Plagiatsprüfungstool.
- Hole dir Feedback zu deinen Texten.
Und natürlich kannst du dir auch meine Unterstützung bei deiner wissenschaftlichen Arbeit holen. Ich biete dir individuelle Lektorate und Coachings, damit du mit Struktur und Sicherheit durch dein Studium und deine Abschlussarbeit kommst. Schreib mir für einen unverbindlichen Kennenlerntermin!
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Die richtige Zeitform in deiner Bachelor- oder Masterarbeit
Ich bin Miriam und ich begleite seit 2019 Studierende, die ihre Bachelorarbeit oder ihre Masterarbeit schreiben – von der ersten Idee über die Recherche- und Schreibphase bis zur Abgabe. Schritt für Schritt.
Oft kommen die Menschen, mit denen ich arbeite, wie ich, nicht aus einem akademischen Elternhaus. Oder sie studieren nebenberuflich oder brauchen aus anderen Gründen einfach jemanden an ihrer Seite, der sie während dieser herausfordernden Zeit begleitet. Und dafür gibt’s mich. 🙂
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