Wenn du deine Bachelor- oder Masterarbeit schreibst, werden von dir nicht nur umfangreiche Recherchen verlangt, sondern auch, dass du wissenschaftliche Schreibtechniken beherrscht. Das wird oft unterschätzt, ist aber entscheidend. Und nicht selten sorgt die Frage nach der richtigen Zeitform dabei für Verwirrung. Was schreibt man jetzt in der Vergangenheitsform, was in der Gegenwart?
Die richtige Zeitform verleiht deiner Arbeit Struktur, Klarheit und Verständlichkeit. Und weil ich die Frage so oft gestellt bekomme, erkläre ich dir hier, welche Zeitform du in den verschiedenen Teilen deiner Abschlussarbeit verwenden solltest. Und warum diese Wahl so wichtig ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Einleitung: Präsens für den ersten Überblick
Die Einleitung deiner Arbeit ist wie das Schaufenster eines Geschäfts: Sie gibt den ersten Eindruck und entscheidet, ob der Leser interessiert bleibt. Hier stellst du dein Thema vor, erklärst die Fragestellung und definierst die Zielsetzung deiner Arbeit. Da du in der Einleitung aktuelle Informationen präsentierst und den Forschungsstand kurz skizzierst, wird dieser Teil üblicherweise im Präsens verfasst.
Warum Präsens? Präsens, also die Gegenwartsform, wird verwendet, um Fakten darzustellen, die als allgemein gültig oder aktuell angesehen werden. Wenn du schreibst „Diese Arbeit untersucht…“ oder „Das Ziel dieser Arbeit ist es…“, wirkt das auf den Leser unmittelbar und relevant. Du betonst damit, dass das Thema aktuell und die Fragestellung von gegenwärtiger Bedeutung ist.
Ein Beispiel für einen Einleitungssatz im Präsens könnte lauten: „Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität in tropischen Regenwäldern.“ Dieser Satz zeigt klar, worum es geht, und vermittelt dem Leser, dass das Thema derzeit von Interesse ist.
2. Der Hauptteil: Der Wechsel zwischen Präsens und Perfekt
Im Hauptteil deiner Arbeit entwickelst du deine Argumentation, präsentierst Theorien und analysierst empirische Daten. Hier ist die Wahl der Zeitform besonders wichtig, da sie Klarheit und Struktur schafft. Du kannst sowohl das Präsens als auch das Perfekt (die abgeschlossene Vergangenheit) verwenden, abhängig davon, was du gerade beschreibst.
- Präsens für Theorien und allgemeine Fakten: Wenn du etablierte Theorien oder allgemeine Fakten darstellst, die weiterhin gültig sind, schreibst du im Präsens. Beispielsweise: „Die Theorie des Klimawandels geht davon aus, dass…“ Dieser Satz zeigt, dass die Theorie immer noch relevant und gültig ist.
- Perfekt für abgeschlossene Handlungen und Forschungsergebnisse: Wenn du eigene Forschungsergebnisse präsentierst oder auf spezifische Studien verweist, die abgeschlossen sind, verwendest du das Perfekt. Zum Beispiel: „In einer Studie hat Müller (2020) herausgefunden, dass…“ Mit dieser Zeitform machst du deutlich, dass die Forschung abgeschlossen ist und du auf deren Ergebnisse aufbaust.
Der Wechsel zwischen Präsens und Perfekt ermöglicht es dir, den Unterschied zwischen bestehenden Theorien und deinen eigenen Forschungsergebnissen auch sprachlich darzustellen (neben der korrekten Zitierweise natürlich).
So bleibt für deine Leser:innen immer klar erkennbar, ob es sich um eine allgemein akzeptierte Tatsache oder eine spezifische Erkenntnis deiner Forschung handelt.
3. Der Schluss: Vor allem im Perfekt
Der Schluss deiner Arbeit fasst die wesentlichen Ergebnisse zusammen, reflektiert deine Forschung und bietet einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen. Hier ist ein geschickter Mix aus Präsens und Perfekt erforderlich.
- Perfekt für die Zusammenfassung der Ergebnisse: Wenn du deine Ergebnisse zusammenfasst und auf die durchgeführte Forschung zurückblickst, verwendest du das Perfekt.
Zum Beispiel: „Die Analyse hat gezeigt, dass…“ Diese Formulierung betont, dass die Ergebnisse deiner Forschung abgeschlossen und valide sind. - Präsens für Schlussfolgerungen und Ausblick: Wenn du dann deine Schlussfolgerungen ziehst oder einen Ausblick auf zukünftige Forschungen gibst, nutzt du das Präsens. Damit zeigst du, dass diese Überlegungen aktuell und für die weitere Forschung relevant sind.
Ein Beispiel könnte lauten: „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass weitere Studien in diesem Bereich erforderlich sind. Insbesondere wäre es wichtig herauszufinden, wie…“
4. Das Wichtigste in aller Kürze
Die richtige Zeitform verleiht deiner Arbeit eine klare Struktur und einen guten Lesefluss.
Die richtige und konsistente Verwendung der Zeitform kann Missverständnisse verhindern.
Während die Einleitung und allgemeine Theorien also im Präsens (Gegenwartsform) verfasst werden sollten, schreibst du abgeschlossene Forschungsergebnisse im Perfekt (Vergangenheit).
Im Schlussteil kombinierst du beide Zeitformen, um sowohl deine Ergebnisse zusammenzufassen als auch einen Ausblick zu geben.
Durch den Wechsel zwischen Präsens und Perfekt kommunizierst du klar, ob es sich um bestehende Theorien oder um eigene Forschungsergebnisse handelt.
Ich hoffe, diese Tipps helfen dir beim Schreiben. Wenn du dennoch unsicher bei der Wahl der richtigen Zeitformen oder anderen Aspekten deiner Arbeit bist, dann schreib mir gerne. Lass uns in einem kostenlosen Kennenlerngespräch herausfinden, wie ich dich unterstützen kann. Vereinbare jetzt deinen Termin!
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Ich bin Miriam und ich begleite seit 2019 Studierende, die ihre Bachelorarbeit oder ihre Masterarbeit schreiben – von der ersten Idee über die Recherche- und Schreibphase bis zur Abgabe. Schritt für Schritt.
Oft kommen die Menschen, mit denen ich arbeite, wie ich, nicht aus einem akademischen Elternhaus. Oder sie studieren nebenberuflich oder brauchen aus anderen Gründen einfach jemanden an ihrer Seite, der sie während dieser herausfordernden Zeit begleitet. Und dafür gibt’s mich. 🙂
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