Dein Navi durch den Infodschungel: Strategien und Ressourcen zur wissenschaftlichen Literaturrecherche

Wenn du deine Bachelor- oder Masterarbeit schreibst, ist die Literaturrecherche ein superwichtiger Arbeitsschritt. Indem du nämlich die relevante wissenschaftliche Literatur einbeziehst, gibst du deiner Arbeit eine theoretische Basis und du verankerst deine Forschung im bestehenden Wissen. Das heißt: Du beziehst dich auf das, was andere bereits geschrieben haben.

Wissenschaft ist in gewisser Weise wie eine schriftliche Diskussion und Suche nach Antworten, die sich über einen langen Zeitraum erstreckt.

Nun wurde aber zu den allermeisten Themen einfach schon wahnsinnig viel geschrieben. Wo also anfangen? Welche sind die wirklich relevanten Quellen? Welche nicht?

Ich zeige dir ein paar Strategien und Hilfsmittel, mit denen die Recherche um einiges leichter wird.

(Bevor du mit der Literaturrecherche beginnst, solltest du unbedingt dein Thema klar definiert, also abgegrenzt, haben. Hier habe ich beschrieben, wie du dein Thema gut eingrenzen kannst und wie du eine Forschungsfrage findest. Beides hilft dir, den Fokus zu bewahren und zielgerichtet nach relevanter Literatur zu suchen.)

Inhaltsverzeichnis

1. Mach dir eine Liste mit Schlüsselwörtern und Synonymen

Um in Datenbanken oder Bibliothekskatalogen zu recherchieren, stehen dir verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Beginne am besten mit einer Liste von Schlüsselwörtern, die direkt mit deinem Thema zusammenhängen. Jeder Begriff, der in deiner Themenformulierung und in deiner Fragestellung vorkommt, sollte auf der Liste landen.

Denke dabei auch an Synonyme und verwandte Begriffe, um deine Suche zu erweitern. Um die zu finden, kannst du Thesauri, Wörterbücher und Fachlexika nutzen.

Ein Beispiel

Wenn du das Thema „Auswirkungen von sozialen Medien auf das Selbstwertgefühl von Jugendlichen“ bearbeiten willst, dann stecken darin die Schlüsselwörter "soziale Medien", "Selbstwertgefühl" und "Jugendliche".
Statt „soziale Medien“ könnte man auch „Social Media“ verwenden oder vielleicht sogar die Namen der größten und beliebtesten Plattformen – das hängt von der Eingrenzung deines Themas ab. Und zusätzlich zu „Jugendliche“ könntest du "Teenager" und „Heranwachsende“ auf deine Liste schreiben. Auch der Begriff "Adoleszenz" darf nicht fehlen. Und für „Selbstwertgefühl“ gibt es die verwandten Begriffe „Selbstsicherheit“, „Eigenwert“, „Ich-Wert“, „Selbstachtung“ und viele mehr.
Du kommst nicht weiter? Schreib mir!

2. Suche mit Boolesche Operatoren

Boolesche Operatoren wie AND, OR und NOT sind logische Operatoren, die deine Suchbegriffe verknüpfen und so deine Suche präzisieren.

  • AND verknüpft Begriffe, sodass beide in den Ergebnissen enthalten sein müssen (z.B. „soziale Medien AND Selbstwertgefühl“).
  • OR sucht nach Artikeln, die mindestens einen der Begriffe enthalten (z.B. „Teenager OR Jugendliche“)
  • NOT schließt Begriffe aus (z.B. „soziale Medien NOT Facebook“).

3. Nutze Literaturverzeichnisse

Wenn du zum Beispiel einen richtig guten, d.h. absolut passenden Artikel zu deinem Thema gefunden hast, liegt es doch nahe, einen genauen Blick auf dessen Literaturverzeichnis zu werfen, oder?

Mit hoher Wahrscheinlichkeit bezieht sich die Autorin oder der Autor nämlich auf weitere relevante Literatur oder Studien. Geh auf Spurensuche!

4. Bestimme die Relevanz der Quelle

Um den wissenschaftlichen Wert und die Relevanz einer Quelle einzuschätzen, solltest du zum einen darauf achten, was für eine Art Quelle es ist. Wikipedia gilt beispielsweise nicht als wissenschaftliche Quelle (es sei denn, du untersuchst die Bedeutungsveränderungen eines Begriffs anhand der Bearbeitungsversionen auf Wikipedia). Und auch nicht jede Zeitschrift hat fachlich das gleiche Ansehen. Bei Zeitschriftenartikel ist es zum Beispiel relevant, in welcher Fachzeitschrift der gefundene Artikel erschienen ist. 

Welche Fachzeitschriften gibt es in deinem Fachbereich? Welche sind anerkannt und relevant? Die elektronische Zeitschriftendatenbank EZB gibt dir einen Überblick, welche Fachzeitschriften es in deinem Fachbereich gibt. Auch in Einführungskursen werden die wichtigsten Journals in der Regel genannt. Und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit hat deine Hochschule die wichtigsten Fachzeitschriften in ihrem Bestand oder gewährt dir online Zugriff darauf.  (In der Betriebswirtschaftslehre zum Beispiel gibt es darüber hinaus eine von Hochschullehrenden erstellte Liste der relevanten BWL-Fachzeitschriften.)

Wenn du wissen willst, wie oft ein Artikel schon zitiert worden ist, dann helfen dir Zitationsdatenbanken. Für die Geistes- und Sozialwissenschaften sind das vor allem die Zitationsdatenbanken Scopus und Web of Science

  • Prüfe die am häufigsten zitierten Artikel danach, ob sie wirklich thematisch relevant sind.
  • Untersuche die Arbeiten, die auf einen dieser relevanten Artikel aufbauen.

So wächst deine Literatursammlung nach und nach um die wirklich wichtigen Quellen.

5. Bleib auf dem Laufenden

Die wissenschaftliche Diskussion und der Stand der Erkenntnisse entwickeln sich natürlich ständig weiter. Um auf dem Laufenden zu bleiben, sichte die aktuellen Ausgaben der relevanten Journale. Zu welchen Themen wird dort publiziert? Welche Konferenzen und Tagungen der in deinem Fach wichtigen Fachvereinigungen finden statt? Worum geht es dabei? Um über neue Veröffentlichungen informiert zu bleiben, könnt ihr zum Beispiel auch die Newsletter oder RSS-Feeds der relevanten Journale und Verlage abonnieren.

Die wissenschaftliche Literaturrecherche ist also eine grundlegende Fähigkeit des wissenschaftlichen Arbeitens. Sie hilft dir, einen Überblick über den Diskussionsstand zu deinem Thema zu gewinnen. Sie gibt deiner Argumentation eine fachliche Grundlage. Und sie bettet deine Forschung in den größeren Zusammenhang der Forschung ein.

Du wirst mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht alles lesen können, was zu deinem Thema geschrieben worden ist! Aber du solltest die wichtigste Literatur kennen und in deiner Arbeit berücksichtigen.

6. Halte deine Rechercheergebnisse fest

Die gesamte potenziell verwertbare Literatur erfasst du am besten direkt in deiner Literaturliste. Du kannst dafür auch eines der gängigen Literaturverwaltungsprogramme nutzen. Bei weniger umfangreichen Arbeiten kannst du auch eine einfache Recherchetabelle  nutzen.

Die sollte alle bibliographischen Angaben enthalten, vielleicht auch schon die relevanten Textstellen und ein Feld, in dem du notierst, für welches Kapitel deiner Arbeit die Quelle relevant sein könnte.

Das Wichtgste nochmal im Überblick:

Mit diesen Strategien und Ressourcen kannst du also effizient und zielgerichtet recherchieren. 

  • Grenze dein Thema ein, starte mit einer klaren Fragestellung.
  • Erstelle eine Liste relevanter Begriffe.
  • Nutze die verschiedenen Kataloge und Datenbanken.
  • Sammle deine Rechercheergebnisse in deiner Literaturliste.

Und wenn du immer noch unsicher bist, das Feedback deiner Betreuerin oder deines Betreuers dich nicht weiterbringt und du mehr Unterstützung brauchst, dann stehe ich gerne zur Verfügung. Buche einen Termin für ein unverbindliches Kennenlerngespräch mit mir, und wir können gemeinsam deine Themenideen besprechen und einen Plan für deine Bachelorarbeit oder deine Masterarbeit entwickeln. Ich freue mich darauf, von dir zu hören!

Miriam Wolf Beratung für Kommunikation und Organisationsentwicklung

Ich bin Miriam und ich begleite seit 2019 Studierende, die ihre Bachelorarbeit oder ihre Masterarbeit schreiben – von der ersten Idee über die Recherche- und Schreibphase bis zur Abgabe. Schritt für Schritt.

Oft kommen die Menschen, mit denen ich arbeite, wie ich, nicht aus einem akademischen Elternhaus. Oder sie studieren nebenberuflich oder brauchen aus anderen Gründen einfach jemanden an ihrer Seite, der sie während dieser herausfordernden Zeit begleitet. Und dafür gibt’s mich. 🙂

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